20121212

Leuchtende Augen zu 1000 Funkel

6000 funkelnde  Lichter sind dieses Jahr zusätzlich verbaut!




Gleich am Einlass von 1000 Funkel begrüßen Sonne und Mond die Besucher.
Können Kommerz und Kultur einvernehmlich einhergehen? Sie können. Was gerade in Dresden unter dem Namen 1000 Funkel als Erlebniswelt Weihnachten gerade stattfindet, beweist es. Doch was genau ist 1000 Funkel überhaupt? Jahrmarkt? Show-Spektakel? Gastronomie? Eine Art Weihnachts-Disneyworld? Nun, irgendwie ist es genau das Alles in Einem. Den kommerziellen Erfolg dieses Modells sollte man aus kultureller Sicht nicht verdammen. Denn: Unter der schönen Oberfläche aus funkelnden Sternen, surrenden Modelleisenbahnen und belebten Märchenfiguren steckt die kindliche Verzückung zu Weihnachten - quasi das Kernmotiv des Events. Die Zeltstadt 1000 Funkel weckt selbst im größten Festtagsmuffel weihnachtliche Emotionen.  Weihnachtskultur ist eben nicht nur die christliche Geschichte um die Geburt Jesu; zur Weihnachtskultur gehören auch Märchen, Glühwein, Bastelleien, Naschen usw. - kurzum alles was in uns das Weihnachtsgefühl auslöst.
Das gelingt den Veranstaltern mittels unzähliger aufwendiger Details. Im letzten Jahr gabs Kritik, die 2012 man beherzigt und konstruktiv umgesetzt hat: So wurden im Vergleich zum letzen Jahr mehr funkelnde Lichter in Szene gesetzt, die Auswahl der Händler sehr stark auf Weihnachten ausgerichtet und für ältere Besucher überall Sitzgelegenheiten für Pausen eingerichtet.

Das Haus des Pilzputzers.

Moosmutzel oder Waldwuffel? Gar fantasievolle Figuren findet man im Märchenwald von 1000 Funkel.
Auf der Bühne der Bühne der 1000 Träume verzaubern Künstler und Gaukler die Zuschauer, wie in diesem akrobatischen Tanz mit Feuerelementen und Leidenschaft.


Das hohe Niveau hat seinen Preis: täglich arbeitet eine Maschinierie aus 300 Mitarbeitern an der Umsetzung der Weihnachtsverzückung von 1000 Funkel. Dessen sollten sich Kritiker des Eintrittspreises bewusst sein. 


Aus dem ganzen Gelände verteilt sind fantasievolle Märchenfiguren. Diese wurden eigens für 1000 Funkel angefertigt.

Stelzenläufer illuminieren fantasievolle Himmelsgestirne und  Kristalle.






20121130

Wie wir den Glauben rocken!


Künster: Cosmo Sarson.


Neulich, da gab es eine Welturaufführung in Hellerau, im Europäischen Zenrtum der Künste. Das Stück ist eine Fortführung einer ersten Fassung und nennt sich demnach "XGebote Teil II". Diese Welturaufführung war starker Tobak - für Christen, oder sagen wir besser: für Gläubige. Denn die Gläubigen sehen sich einer Schar Ungläubiger gegenüber, die Fragen stellen. Unbequeme Fragen. Die Schar der Ungläubigen - sie wird nicht größer, aber Sie wird lauter, abgesichts eines ignoranten Religionsterrors, dem die Ungläubigen immer unvermeidlicher gegenüber sehen. Denken wir nur an die Mohammed Karrikaturen, denken wir an die Kruzifix oder Beschneidungsdebatte, denken wir an das Mohammed-Video, denken wir an verbotene Theaterstücke, denken wir an Belfast, denken wir an Gaza. Ok, alles Menschenwerk; doch was ist mit der treibenden Kraft? Was ist mit den Moralvorstellungen, die Gläubigen den Ungläugigen gegenüber durchzusetzen versuchen? Was ist mit den Ächtungen, denen mit sich besonders Ungläubige konfrontiert sehen?

Umso notwendiger ist es, dass es Menschen gibt, die den Ungläubigen, den Atheisten, eine Stimme geben und all die Fragen stellen, die politisch unkorrekt, aber im Disput um Glauben notwendig sind.

Genau das tut das künsterlische Projekt Norton.Commander.Productions.

Im Stück wird ein Disput über die Grundlage der europäischen Glaubens- und Kirchengeschichte geführt. Norton.commander.productions. hat die scharfkantigsten Vertreter der deutschen Performance-Szene versammelt. Im zweite Teil ihres Projektes X GEBOTE beschäftigen sie sich mit der Frage nach der Existenz Gottes. Es beginnt als philosophische Lecture, läuft jedoch bald aus dem Ruder. Kleine Szenen des Scheiterns wechseln mit Berechnungen über die Vorteile für Beruf und Karriere beim Besuch eines katholischen Gymnasiums. Ist "Gott" eine höhere Autorität? Eine, die für ein stabiles Wertesystem sorgt? Deren Abwesenheit moralisches Chaos und ethischen Relativismus zur Folge hat? Oder eine es eine selbstbetrügerische Illusionsmaschine? Eine Bank mit unbegrenztem Kredit, solange man daran glaubt? Jedes Mittel ist den Performern für den Beweis ihrer Thesen recht. Als militärische Wohlstandsapostel und als prophetische Fruchtbarkeitstänzer sowie als nüchterne Naturwissenschaftler kämpfen Sie um den Sieg der eigenen Meinung.


Demnächst zu sehen in Frankfurt. Tickets hier. Hingehen! Sehen!



Konzept, Regie: norton.commander.productions. * Mit Hermann Beyer, Irm Hermann, Otmar Wagner, Angie Reed, Gregor Biermann, Ole Wulfers, Mark Boombastik, Jörn Burmester, Nikolaus Woernle, Noel Lode, Veit Sprenger * Produktion: norton.commander.productions. * Koproduktion: Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste Dresden, Forum Freies Theater Düsseldorf; Künstlerhaus Mousonturm und WUK Wien * Gefördert durch: Fonds Darstellende Künste - Dreijährige Konzeptionsförderung aus Mitteln des Bundes, NPN, Kulturamt der Stadt Dresden, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank.

20120912

Massentaugliches Unterhaltungs-Gehüpfe im "White Bouncy Castle"

Eurphorisches Hüpfen mit Beigeschmack in Hellerau
Ein weißes Schloss; innen eine Bahn von fast vierzig Metern - das Kunstzentrum Hellerau hat seine Besucher eingeladen, Teil der Installation "White Bouncy Castle" zu sein. Hoch umschließt die Burg ihr Hüpfgelände, das Weiß strahlt eine surreale Kälte aus, der grollende Hintergrundsound erinnert eher an Horrorszenen als an spaßige Kindermusik. Die Besucher stürzen sich freudig ins hüpfende Getümmel. Erwachsene freuen sich, zusammen mit ihren Kindern den Hüpfspaß zu erleben. Sie tanzen, sie jauchzen, springen gegen Wände und laufen hüpfend die Bahn auf und ab.

Doch - in an der Wand sitzt ein dreijähriges Kind, dem die Atmosphäre Angst macht: das kalte Weiß, die drohende Soundkulisse, die hüpfverrückten Leute - all das verleiht der Burg eher den Charme einer zu groß geratenen Gummizelle.  Vergnügen und Wahnsinn gehen Hand in Hand. 

Vielleicht war das Kind der einzig aufmerksame Kunstrezipient an diesem Ort.

  
"White Bouncy Castle" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Dana Caspersen, William Forsythe und Joel Ryan